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Entwicklungszusammenarbeit Bayern-Tunesien
Mit einem gemeinsamen Abendessen wurden am vergangenen Dienstagabend die Gäste aus der Gemeinde Nebeur in Westtunesien von Bürgermeister Helmut Bauz und einigen Gemeinderäten empfangen. Bis zum Samstagabend, kurz vor ihrer Abreise am Sonntagfrüh, wurde den tunesischen Gästen in einem dichten Programm zunächst Büchenbach vorgestellt:
Am Mittwoch erläuterten die Büchenbacher ihren Gästen zunächst das Wesen der kommunalen Selbstverwaltung in Bayern. Gemeinderat und BürgermeisterIn werden alle sechs Jahre direkt vom Volk gewählt und treffen stellvertretend für alle Gemeindebürger die Entscheidungen. Direktdemokratische Elemente wie Bürgerversammlungen, Bürgeranträge bzw. Bürgerentscheide ergänzen die ansonsten repräsentative Form der Entscheidungsfindung. Bürgermeister Bauz wies insbesondere auf die kommunale Finanz- bzw. Steuererhebungshoheit (Grundsteuer, Gewerbesteuer), die Personalhoheit und die sogenannte Rechtssetzungshoheit hin, also das Recht, im Rahmen von Satzungen und Verordnungen eigene Regeln vor Ort erlassen zu können. Nach einer Führung durch das Büchenbacher Rathaus wurden Einrichtungen wie die Bücherei, der Bauhof und die beiden christlichen Kirchen besichtigt. Der Büchenbacher Feuerwehrkommandant Norbert Dörfler führte die Gäste durch das Feuerwehrhaus und erläuterte die Fahrzeuge und Gerätschaften. Schulleiterin Sonja Steinberg zeigte die Büchenbacher Schule und verwies auf die vorbildliche Digitalausstattung mit digitalen Lehrgeräten für alle Schülerinnen und Schüler.
Besonderes Interesse galt dem Thema Abfall bzw. Recycling. Hier konnte der Büchenbacher Wertstoffhof besichtigt werden. Geschäftsführer Rainer Hofmann vom Büchenbacher Entsorgungsspezialisten „Hofmann denkt“ und sein Mitarbeiter Rico Kaiser nahmen sich viel Zeit, um die Funktionsweise und die Wege der Wiederverwertung der Wertstoffe aufzuzeigen. Gerade in diesem Bereich sahen beide Seiten wichtige Ansatzpunkte einer fruchtbringenden kommunalen Entwicklungszusammenarbeit.
Am Donnerstag erfolgte der Besuch am Landratsamt Roth. Frau Merve Feigel erläuterte die Aufgaben und Zusammensetzung des Landkreises. Hierbei ging sie auch auf die Gründung des Landkreises Roth im Jahre 1972 ein und wies auf die kommunale und staatliche Funktion des Landratsamtes (zugleich Kommunalbehörde und Staatsbehörde) hin. Nach der Besichtigung der DITIB-Moschee in der Nürnberger Straße in Roth erfolgte ein Besuch der Rother Berufsschule. Schulleiterin Undine Landvoigt erläuterte die im internationalen Kontext eher ungewöhnliche Form des Systems der Dualen Berufsausbildung in Deutschland und hob dessen Vorzüge hervor. Im Anschluss wurden die modern eingerichteten Werkstätten für verschiedene Ausbildungsrichtungen wie zum Beispiel Metallbearbeitung, Fahrzeugtechnik, Holzbearbeitung oder Farbgestaltung besichtigt.
Touristische Aspekte wie der Rothsee mit der LBV-Umweltstation sowie der Historische Eisenhammer Eckersmühlen standen für Freitag auf dem Programm.
Am Samstagvormittag fand im Sitzungssaal des Rathauses der Abschlussworkshop satt. Hierbei hob Bürgermeister Helmut Bauz, der im Juli 2022 die westtunesische Gemeinde Nebeur im Rahmen der 2011 nach der tunesischen Revolution geschlossenen Entwicklungspartnerschaft Bayern – Tunesien besucht hatte, die Themen Abfallbeseitigung und Klimaschutz besonders hervor. Insbesondere im Bereich der Erneuerbaren Energien schlummern in Tunesien aus Sicht von Helmut Bauz enorme Möglichkeiten wie etwa Photovoltaik und Windkraft. Nachdem die Themenfelder im Zuständigkeitsbereich der nationalen Ebene liegen, will der Büchenbacher Bürgermeister über das Regionalbüro der Hanns-Seidel-Stiftung Tunis entsprechende Anregungen und Vorschläge weitergeben.
Ein Besuch in Nürnberg und ein gemeinsames Abschlussessen in Büchenbach rundeten den Besuch ab. Die tunesischen Gäste traten am Sonntag mit vielen guten eindrücken aus Büchenbach und dem Landkreis Roth die Heimreise an. Die Gemeindevertretung in Nebeur freut sich schon jetzt auf einen möglichen nächsten Besuch einer Delegation aus Deutschland. Allen, die während dieses Aufenthalts sich für Vorträge und Führungen zur Verfügung gestellt haben, gilt unser herzlicher Dank. Bauz dankte auch den beiden Mitarbeiterinnen Stefanie Stöcker und Bettina Feldbaum vom Kulturamt im Büchenbacher Rathaus für die gute Vorbereitung des Besuches. Sein Dank galt ebenso Frau Dr. Stefanie Hanke von Engagement global, Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) aus Bonn. Die SKEW hat die Reise organisiert und finanziert.